1 - 86: Dekompression, Gasblasen, Notfälle: Was wirklich in der Druckkammer passiert - mit Dr. Holger Ferstl

Shownotes

Was passiert eigentlich in einer Druckkammer? Wie erkennt man eine echte Dekompressionskrankheit? Und warum kann eine verspätete Behandlung manchmal dauerhafte Schäden hinterlassen?

In dieser Episode begrüßt Caro den renommierten Tauchmediziner Dr. Holger Ferstl von Aquamet. Er betreut nicht nur Sporttaucher, sondern auch das österreichische Militär – und spricht über alles, was Taucher über Druckkammertherapie, Dekompressionsprobleme, Gasblasen und medizinische Risiken wissen müssen.

Dr. Holger erklärt verständlich, wie eine Druckkammer funktioniert, wann sie wirklich notwendig ist, was im Körper während einer Dekompressionskrankheit passiert und welche Fehler Taucher im Ernstfall unbedingt vermeiden sollten. Ein Muss für alle, die sicher und verantwortungsbewusst tauchen wollen.

TIMESTAMPS 00:00 – Intro: Willkommen zu einer besonderen medizinischen Episode 00:35 – Vorstellung Dr. Holger Ferstl: Militärarzt, Tauchmediziner, Instruktor 01:15 – Holgers bevorzugte Tauchdestinationen 01:45 – Einstieg ins Thema: Was ist eine Druckkammertherapie? 02:35 – Einsatzgebiete: Nicht nur für Tauchunfälle, auch für andere Erkrankungen 03:30 – Wann braucht man eine Druckkammer wirklich? 04:14 – Leichte vs. schwere Symptome: Wie man richtig unterscheidet 05:40 – Warum man immer anrufen sollte – und warum vieles auch kein DCS ist 06:20 – Was passiert, wenn man eine notwendige Behandlung ignoriert? 07:43 – Was geschieht im Körper während eines Tauchunfalls? 09:41 – Wie Gasblasen entstehen und warum sie gefährlich sind 11:20 – Tauchen im Ausland: Wie kommt man zur Druckkammer? 13:48 – Wie Zeitverzögerungen die Heilung beeinflussen 15:01 – Welche Druckkammertabellen verwendet werden 17:12 – Arterielle Gasembolie: selten, aber gefährlich 19:05 – Kann man nach der Behandlung sofort nach Hause? 21:00 – Kontraindikationen: Wann man nicht in die Kammer darf 22:10 – Extreme Fälle: Druckkammer für Intensivpatienten 23:50 – Wichtigste Empfehlungen des Tauchmediziners 24:30 – Outro: Alle Infos zur Aquamed Medical Helpline

SHOWNOTES In dieser Episode erklärt Dr. Holger Ferstl klar und verständlich, wie Druckkammertherapien funktionieren und welche medizinischen Prozesse im Körper während einer Dekompressionskrankheit oder Gasembolie ablaufen. Du erfährst, wann eine Kammer wirklich notwendig ist, warum man Symptome niemals ignorieren sollte, wie man im Ausland vorgeht und welche Rolle Druckkammertabellen spielen. Wir sprechen außerdem über typische Fehldiagnosen, gefährliche Verzögerungen und Holgers wichtigste Regel: lieber einmal zu viel anrufen als einmal zu wenig.

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Transkript anzeigen

00:00:00: Hallo und herzlich willkommen zum Tauchtalk, der Podcast, bei dem es rund ums Tauchen geht.

00:00:05: Mein Name ist Caro, ich bin bei Deinem Haus und ich freue mich heute Dr.

00:00:08: Holger von Aquamet, mal mir im Podcast begrüßen zu dürfen.

00:00:12: Er ist Taucharzt und zwar nicht nur bei Aquamet, sondern auch fürs Militär.

00:00:17: Und wir haben heute eine ganz, ganz spezielle Folge für euch vorbereitet.

00:00:20: Da komme ich aber gleich dazu.

00:00:22: Jetzt erst mal herzlich willkommen lieber Dr.

00:00:24: Holger.

00:00:26: Hallo Caro, ich freue mich, dass du mich eingeladen hast.

00:00:30: Ja, und bin neugierig auf deine Fragen.

00:00:33: Ganz genau.

00:00:34: Da kommen wir auch gleich dazu.

00:00:35: Ich bitte dich nur ganz kurz ein, zwei Sätze zu dir noch zu sagen für die, die dich vielleicht noch nicht kennen.

00:00:42: Also, mein Name ist Holger Ferstel.

00:00:44: Ich bin Taucherarzt bei Aquamet und für das österreichische Militär.

00:00:49: Zuständig für die Taucher.

00:00:50: Ich bin selbst Tauchlehrer für Sporttaucher und für elektronische Kreislaufgeräte.

00:00:57: bin am elektronischen Kreislaufgerät Fultrimix ausgebildet und tauche mittlerweile aber lieber dort, wo es warm und sonnig ist und dann mit leichter Ausrüstung.

00:01:09: Das macht mir eigentlich mehr Spaß.

00:01:12: Also nicht in Deutschland oder in Österreich?

00:01:15: Nur wenn es sein muss.

00:01:17: Okay.

00:01:19: Sehr schön.

00:01:20: Was ist dein Lieblingsziel zum Tauchen?

00:01:21: Sagen wir das noch ganz kurz.

00:01:24: Kann ich so gar nicht sagen, aber hauptsächlich tropische Meere, wobei für uns in Österreich ist auch Diadria sehr nah und ich muss sagen, dass auch in Kroatien oder Italien wirklich lohnende Ziele gibt, die zum Tauchen ganz toll sind.

00:01:39: Okay, okay, sehr schön.

00:01:42: Gut, würde ich sagen, steigen wir mal ins Thema ein.

00:01:44: Und zwar haben wir heute die langersehnte Druckkammertherapie Behandlungsfolge.

00:01:50: Und zwar haben wir uns ja immer mal wieder Fragen erreicht, was ist das eigentlich?

00:01:54: Und ich habe ja keinen besseren Arzt heute bei mir im Podcast haben können als dich.

00:02:00: Deswegen geht die Frage natürlich auch direkt schon an dich.

00:02:03: Was ist denn überhaupt eine Druckkammertherapie?

00:02:06: Also eine Druckkammertherapie ist eine Behandlungsform, wo der Patient erhöhten Darstrücken ausgesetzt ist, als sie normalerweise in der Umgebung herrschen.

00:02:16: Und hier ist besonders wichtig, dass das Sauerstoffdruck erhöht ist.

00:02:21: Durch diese Behandlung wird nicht nur ein Tauchenfall behandelt, sondern auch viele andere Erkrankungen.

00:02:27: In Wirklichkeit wird das auch für viele Erkrankungen eingesetzt und zwar viel häufiger als für Tauchenfälle.

00:02:33: Nehmen wir zum Beispiel Diabetischen Fuß, also das ist eine Durchblutungsstörung, die dazu führt, dass Bunden entstehen auf den Füßen, die nicht mehr heilen können.

00:02:46: Das liegt daran eben, dass der Sauerstoff an den roten Blutkörperchen dort nicht mehr hinkommt.

00:02:52: Aber in der Druckkammer und der Druck wird der Sauerstoff im Blut gelöst und braucht die roten Blutkörperchen nicht mehr.

00:02:58: Das heißt, er kommt auch an Stellen hin, wo die roten Blutkörperchen stecken bleiben würden.

00:03:04: Das ist ganz klug.

00:03:05: schon auch die Erklärung, was die Druckkammer macht.

00:03:08: Spannend, okay.

00:03:10: Wann brauche ich denn jetzt genau so eine Druckkammertherapie?

00:03:12: Man hört ja so von manchen Tauchunfällen, dass das dann irgendwie notwendig ist oder dass man auftaucht und es dann einem sehr, sehr schlecht geht.

00:03:21: Aber wann genau brauche ich diese Behandlung?

00:03:23: Die

00:03:24: Indikation für eine Druckkammerbehandlung wird eigentlich unterschiedlich gestellt.

00:03:29: Es hängt davon ab, wo ich gerade bin.

00:03:32: Also wenn ich in Deutschland bin, ist grundsätzlich fast jede Symptomatik mit einer Druckkammer zu behandeln, weil wenn ich eine habe, dann erleichtert das die Symptome sehr schnell.

00:03:45: Die meisten Unfälle passieren aber nicht in Deutschland, sondern irgendwo auf der Welt, wo der Transport seiner Druckkammer sehr lange dauert.

00:03:52: und dann ist es schon wichtig zu differenzieren, ist das jetzt ein schwerer Tauchenfall oder ein leichter Tauchenfall.

00:03:57: Muss der jetzt eine Kammer, muss jetzt das Boot mit allen Tauchern zurückfahren und müssen alle Leute am Boot ihren Tauchurlaub abbrechen für diese eine Person?

00:04:06: Oder kann man es vertreten, dass der jetzt nicht eine Druckkammer kommt?

00:04:11: Und wir haben hier eine ganz klare Unterscheidung.

00:04:14: Manchmal auch entgegen der Richtlinien, wie ich nenne mal dieses Elfenbein, also Elfenbein-Durm-Denken an den UNIS, wenn ich eine Klinik und eine Druckkammer vor Ort habe.

00:04:27: Das kann ich eben nicht in solchen Remote Areas.

00:04:31: und da sagen wir, bei neurologischen Symptomen, das heißt, ausfällen die Schwindel zum Beispiel betreffen oder Gefühlstörungen, Lehmungserscheinungen, da muss eine Druckkammer her.

00:04:45: Egal wo der jetzt gerade ist, dann wird alles in die Wege geleitet, dass der eine Druckkammer kommt.

00:04:52: Wenn der jetzt nur leichte Beschwerden hat, wie Krippeln, das nennen wir Taucherflöhe oder leichtige Längsbeschwerden.

00:05:01: Für uns häufig auch diese Taucherflecken, die so wie blaue Flecken aus sind am Körper, die aber eigentlich schon eine Druckkommunikation wehren, aus anderen Gründen erfahrungsmäßig, aber auch mit Sauerstoff gut behandelbar sind, das sagen wir dann, nein, da ist keine Druckkammer erforderlich.

00:05:18: Was aber ganz wichtig ist, ist, dass die Taucher sensibel sind auf Beschwerden, die auftreten.

00:05:25: Wir haben oft das Problem, dass diese einfachen Symptomatiken ignoriert werden und sie wieder ins Wasser gehen.

00:05:32: Und eine verschleppte Dekompressonserkrankung ist sehr schwer behandelbar und manchmal sogar nicht mehr behandelbar.

00:05:40: Es wäre gut, wenn uns die Taucher, wenn sie Beschwerden haben, gleich anrufen, weil wir können dann unterscheiden, ob eben eine Behandlung notwendig ist oder nicht und ob das überhaupt eine Dekompressonserkrankung ist.

00:05:52: Also überkommen viele Anrufe, wo wir dann sagen können, das ist keine die Komplisse unserer Krankung, so müssen sich keine Sorgen machen.

00:05:58: Auf der anderen Seite bekommen wir dann auch wieder viele Anrufe, wo das einfach verschleppt wurde und dann der Taucher sagt, vor einer Woche hatte ich Beschwerden, die habe ich jetzt noch immer, muss ich in eine Kammer.

00:06:10: Und je länger der Zeit die Zeit ist, die vergeht, umso höher ist die Wahrscheinlichkeit, dass das nicht mehr besser wird.

00:06:20: Wir können

00:06:21: eben nur raten, einfach anrufen und der Kollege kann dann recht schnell beurteilen, ist das jetzt erforderlich oder nicht?

00:06:30: Was passiert denn dann da genau, wenn ich jetzt zum Beispiel eigentlich so eine Behandlung bräuchte, hochkomme und das verschleppe?

00:06:40: Also wenn ich eine Behandlung bräuchte und die nicht wahrnehme, dann hängt es auch wieder davon ab, wie stark sind die Beschwerden.

00:06:47: Meistens vergeht das dann auch so.

00:06:49: Also wenn das jetzt keine neurologische Symptomatik ist, wie ich eben gesagt habe, Schwindel oder Lehmungserscheinungen, dann ist zumindest durch Blutung noch so weit da, dass der Körper sich selber regenerieren kann und vermutlich innerhalb von ein paar Tagen bis Wochen, im schlimmsten Fall Monaten, sich vollständig regeneriert.

00:07:09: Also es heilt auch so.

00:07:10: In einer Kammer geht es natürlich viel schneller.

00:07:13: Die Frage ist, wenn das eine schwere DCS ist.

00:07:16: also Dekompressionssyndrom, wie wir das nennen, dann kann schon sein, dass ein Schwindel überhaupt nicht besser wird.

00:07:23: Und dann kann man nicht mehr am normalen Leben teilnehmen, man kann nicht mehr Auto fahren, man ist nicht mehr arbeitsfähig.

00:07:31: Ja und im besten Fall hilft dann nur noch eine physikalische Therapie in Form eines Schwindeltrainings, dass man mit dem Schwindel zurechtkommt und wieder arbeitsfähig wird.

00:07:41: Okay, spannend.

00:07:41: Und was passiert da auf Zellebene?

00:07:43: Auf

00:07:43: Zellebene kann man sich das so vorstellen, dass bei einem Dekompressionsumfall der Stickstoff, der sowieso im Gas ist, je nachdem welches Gas man zum Tauchen verwendet, Den kann man sich so vorstellen wie einen Ballaststoff in der Nahrung, der wird nicht verstoffwechselt.

00:07:59: Das bedeutet im Gegensatz zum Sauerstoff, der einfach von den Zellen aufgenommen wird und somit kein Problem mehr macht, bleibt der Stickstoff in der Lunge und im Gewebe und reichert sich dort an und unter Druck löst sich der Stickstoff im Körper.

00:08:14: Und wenn ich jetzt auftauch und der Druck lässt nach, dann wird dieser gelöste Stickstoff wieder gasförmig.

00:08:20: Und wenn das zu schnell passiert und nicht über die Lunge abgeordnet werden kann, Dann kann es sein, dass diese kleinen Gasblasen Gefäße verstopfen und ich dann keine Sauerstoffversorgung mehr in gewissen Organen oder Geweben habe.

00:08:36: Das ganz unterschiedliche Gewebe setzten unterschiedlich stark und schnell auf.

00:08:43: Und diese Gasblasen kann man sehr schnell weg bekommen, wenn man den wieder unter Druck setzt.

00:08:51: Das geht aber nur in einer Druckkammer mit Sauerstoff.

00:08:54: weil ich unter reinen Sauerstoff, wenn ich keinen Stickstoff mehr zuführe, den Stickstoff sehr schnell aus dem Körper raus bekomme.

00:09:01: Also Abtauchen mit der normalen Luft, die ich habe, ist nicht so empfehlen, weil das bringt gar nichts.

00:09:09: Da nehme ich wieder Stickstoff auf.

00:09:13: Das wird diskutiert.

00:09:14: Also in Australien macht man das gelegentlich, aber da macht man es auch mit reinen Sauerstoff unter Kontrolle.

00:09:20: Also ein Sporttaucher kann das gar nicht durchführen.

00:09:22: können Expeditionstaucher vielleicht machen und militär, aber für andere ist das nicht empfehlenswert, weil es zu gefährlich ist.

00:09:29: Ja, und in der Kammer wird dann dieser Stickstoff wieder reduziert und die Beschwerden sind weg.

00:09:37: Das muss man natürlich länger machen, weil wenn ich den auftauchen las, ist das dann wieder da.

00:09:41: Wenn ich da jetzt zu lange warte, dann ist gar kein Stickstoff mehr im Körper, weil der Stickstoff hat eine Halbertszeit, Das bedeutet, dass nach vierundzwanzig bis sechsunddreißig Stunden kein Stickstoff mehr da ist.

00:09:53: Und die Leute wundern sich, warum sie noch Beschwerden haben.

00:09:56: Beziehungsweise glauben sie, Tage später auch noch das Stickstoff im Körper ist.

00:10:01: Das stimmt nicht.

00:10:02: Da passiert etwas anderes, nämlich der Stickstoff wird vom Körper.

00:10:06: Man kann sich das so vorstellen, wie ein Fremdkörper erkannt.

00:10:12: Und der Körper wehrt sich gegen diesen Fremdkörper, indem er ein Fibrin gerüst um diese Bläschen bildet und dort dann auch weiße Blutkörperchen anlagert und Trombozylten, also die Blutblättchen, dass das bekämpft wird, also erst ein fremder Eindringling und die Blase innen schlumpft und ist weg, aber dieses Gerüst ist noch da und das wäre dann ein Trombus und der verstopft aber weiterhin das Gefäß.

00:10:39: Das löst dann auch viele Entzündungen aus in dem Bereich.

00:10:43: Und das zusammen, also diese Entzündungen in den Gefäßen und dieser Trombus, macht dann weiterhin die Beschwerden.

00:10:50: Und das dauert sehr lange, bis das abgebaut ist.

00:10:54: Und wenn da jetzt der Nerv betroffen ist, dann kann es sein, dass das Gewebe danach überhaupt nicht mehr reagiert, bzw.

00:11:01: der Nerv so geschädigt ist, dass das eine bleibende Lehmung ist.

00:11:05: Okay, spannend.

00:11:06: Das bedeutet auf jeden Fall, lieber... lieber anrufen, selbst wenn man nur wenig oder vielleicht fast gar keine Beschwerden hat, aber um sicher zu gehen, anstatt das zu lange wie euer einer Fall eine Woche zu warten und dann immer noch Beschwerden zu haben.

00:11:23: Auf jeden Fall.

00:11:24: Es gibt auch noch viel schlimmere Fälle, wo Personen eine schwere DCS ignorieren und damit auf ein Tauchurlaub fahren und das noch weiter fördern und dann dauerhafte Schäden davontragen.

00:11:38: Gott sei Dank keine Querschnittslehmungen in dem Fall, an den ich jetzt denke, aber die gibt es auch.

00:11:43: Oh, Wahnsinn.

00:11:44: Was mich jetzt noch interessiert, jetzt will ich vielleicht im Ausland tauchen.

00:11:46: Jetzt bin ich vielleicht irgendwo in Ägypten oder wo auch immer und habe jetzt meinen Unfall.

00:11:52: Wie komme ich dann dann zu einer Druckkammertherapie?

00:11:56: Ich spreche ja vielleicht auch gar nicht die Sprache und brauche dann Hilfe.

00:11:59: Also wenn ich im Ausland bin... Und wir werden informiert bzw.

00:12:04: diese Person ist mit einer Tauchgruppe tauchen oder auf einem Tauchboot.

00:12:07: Das sind fast immer Tauchgeiz, die über die örtlichen Bedingungen Bescheid wissen.

00:12:12: Die wissen auch, wo die Druckkammern sind und wie man dort hinkommt.

00:12:14: Meist ist es aber so, dass entweder wir die Entscheidung geben, ja, der muss zur Druckkammer, weil das natürlich ein... ein Drama ist, wenn die dann das ganze Schiff abbrechen lassen müssen.

00:12:26: Das haben wir alle bezahlt für diesen Tauchurlaub.

00:12:28: Und dann fahren die einfach zur nächsten Kammer und entweder wird der dann privater hingebracht oder von der Rettung abgeholt.

00:12:38: Wenn es akut ist, kann es auch sein, dass wir einen Notfalltransport veranlassen.

00:12:43: Das heißt, der wird dann mit einem Schnellboot abgeholt und zur Kammer verbracht.

00:12:47: Hängt einfach auch von den Symptomen ab und wie kritisch das Ganze ist.

00:12:51: In manchen Regionen geht das gar nicht, wenn ich jetzt zum Beispiel Kokos Islands hernehme, wo ich bis zu drei Tage mit einem Schiff benötige, um zu einer Druckkammer zu kommen.

00:13:05: Das kann auch auf den Philippinen passieren, dass ich vierundzwanzig Stunden benötige, um zu einer Druckkammer zu kommen.

00:13:11: Aber wie gesagt, das hängt einfach von den Beschwerden ab.

00:13:14: Und wenn man normal taucht und sich an alles hält, kann man es auch in den Dekompressionsumfall bekommen.

00:13:20: Das passiert auch.

00:13:21: Also ich sage über neunzig Prozent.

00:13:23: Alle unserer Tauchenfälle sind innerhalb der Norm.

00:13:26: Aber das sind meistens nicht so schwer, dass die dann überhaupt eine Kammer brauchen.

00:13:31: Und wenn sie eine Kammer brauchen, ist das auch nicht so zeitkritisch.

00:13:37: Es gibt einige Studien, die darauf hindeuten, dass eine Verzögerte Behandlung, teilweise bis zu zwölf Stunden oder auf den vergangenen Verzögern, nichts am Outcome ändert.

00:13:47: Das heißt, der muss keine Sorge haben, dass das bleibt, sondern es ist dann immer noch gut behandelt.

00:13:53: Okay, spannend.

00:13:54: Wie lange muss man in so einer Druckkammer dann bleiben, wenn ich jetzt zum Beispiel ja schon, ich denke mir, dass das wahrscheinlich von den Symptomen abhängig ist, aber wenn ich jetzt vielleicht so leichte Symptome habe?

00:14:05: Ja, also der Offenhaltsdauer in der Druckkammer.

00:14:09: wird von den Druckkammerärzten vor selbst bestimmt, wobei es hier ganz klare Vorgaben gibt und wir im, ich sage jetzt mal, im deutschen und angloamerikanischen Raum halten uns an die Tabellen der US Navy und da gibt es unterschiedliche Behandlungs-Tabellen und die Standard-Tabelle ist die Tabelle VI.

00:14:32: In Wirklichkeit gibt es keine Evaluierung, ob das jetzt die beste Tabelle ist oder ob es bessere geben würde.

00:14:39: Aber aus forensischen Gründen und Klage technisch probiert keiner aus, ob nicht vielleicht eine andere besser wäre, weil mit einem schlechteren Ort kam, wäre das natürlich fatal für die Patienten.

00:14:50: Also man macht die Tabelle sechs bei einer Dekompressionserkrankung, die den Namen, sage ich jetzt in der Anführungszeichen, wirklich verdient, also die entsprechendes Beschwerdebild hat.

00:15:04: Denn das nicht so schlimm ist, und der ist so schön in der Kammer, kann man eine Tabelle fünf machen, die ist ein bisschen kürzer, also die Tabelle sechs fängt an bei zweihundertfünfundachtzig Minuten und startet in einer Tiefe von achtzehn Metern.

00:15:20: Ich kann die Tabelle sechs, wenn die beschwerden, während der Kammer fertig besser werden, bis maximal vierhundertfünfundneinzig Minuten ausdehnen.

00:15:28: Und das ist wirklich der Standard.

00:15:32: Wenn ich jetzt unsicher bin und der hat leichte Beschwerden und ich denke mir diese Tabelle sechs, das ist zu lang, dann kann ich sagen, gut, wir fahren eine Tabelle fünf, die ist auch auf acht auf achtzehn Meter, aber dauert dann nur zwei Stunden, fünfzehn Minuten.

00:15:47: Aber die in den wenigsten Fällen wird diese Tabelle fünf gefahren.

00:15:52: Oft auch aus kostentechnischen Gründen, wenn die Druckkammer sich schon anwirft, dann möchte sie auch Geld verdienen und dann machen die einfach die lange Tabelle, da können sie mehr dafür verlangen.

00:16:03: Oder es macht wirklich Sinn, das zu machen.

00:16:06: In weiterer Folge, also man macht nicht nur Tabelle sechs, aber das wäre die Initialbehandlung.

00:16:11: Ja, so lange starke Beschwerden da sind, mache ich eine Tabelle sechs.

00:16:14: Wenn noch leichte Beschwerden da sind, wechsle ich auf ein, wir nennen das Problembunkenschema.

00:16:19: Das wäre dann vierzehn Meter auch mit zwei Stunden, fünfzehn entsprechend, hundert und dreißig Minuten.

00:16:26: abwechslend unter Sauerstoff und Luft, aber hauptsächlich geht es darum diesen Sauerstoff und der hohen Druck in den Körper zu bringen, wie ich es vorher schon erklärt habe.

00:16:35: Was vielleicht auch noch wichtig ist zu erwähnen, damit dann nicht nachher jemand sagt, ich habe es vergessen, die Druckkammer für Taucher betrifft nicht nur die Dekompressionserkrankung als solches, sondern auch deraterielle Gasembolie.

00:16:49: Das ist die zweite Form, die möglich ist, die nicht durch ein zu langes, zu tiefes Tauchenauftritt oder zu häufiges Tauchen, so wie wir es kennen jetzt, das Problem ist, wenn man drei bis fünfmal am Tag über eine Woche taucht, der Tauchcomputer sagt, das ist alles okay und die Taucher wundern sich, warum sie dann Beschwerden haben.

00:17:10: Dazu sollten die Taucher wissen, der Tauchcomputer weiß nach dem dritten Tauchgang nicht mehr, was er macht.

00:17:17: Ja, also das ist ein Schätzen und kein Rechnen, weil er weiß ja nicht, was in unserem Körper vorgeht, wie unser Gesundheitszustand ist, ob wir genug getrunken haben, all diese Dinge.

00:17:27: Ja, also die arterielle Gasembolie.

00:17:30: Das ist die zweite Form, die möglich ist und die entsteht unabhängig von Tauch, Dauer und Tauchtiefe beim Auftauchen, wenn sich die Luft ausdehnt und wenn ich Beschwerden habe, wie zum Beispiel, dass ich mit einem Schnupfen tauchen gehe und irgendwo in der Lunge ein Bläschen mit Schleim verlegt ist, dann dehnt sich dieses Bläschen aus und kann platzen.

00:17:55: Und dann kann ein Gaspügelkern in den Blutstrom gelangen und je nach Größe verstopft das dann das nächste kleine Gefäß.

00:18:06: Das ist dann typisch der Schlaganfall mit einer Schlaganfallsymptomatik.

00:18:11: Und das ist aber was das sofort auftritt.

00:18:15: Also der Taucher hat das noch innerhalb weniger Minuten meistens schon beim Auftauchen und ist leider häufig fatal.

00:18:26: Also die sind meist zu reanimieren.

00:18:29: Es tritt aber relativ selten auf.

00:18:31: Also diese normale DCS, die verzögert auftritt oft nach einer halben Stunde oder nach einigen Stunden.

00:18:40: Ist das häufiger eine diatelle Gasembolie, wo es durch einen lungen Riss zu seiner Verletzung kommt, die sehr schlimm ist?

00:18:48: Es geht so dank

00:18:49: selten.

00:18:49: Okay.

00:18:51: Spannend.

00:18:51: Also das bedeutet, wenn das relativ selten ist, dann machen wir euch jetzt erstmal keine Angst, für die jetzt hier zu hören.

00:18:59: Aber es ist auf jeden Fall immer gut, das abzuklären, wenn ihr euch nicht gut fühlt.

00:19:03: Vielleicht mal direkt bei Acquamate bei der Medical Heart Lime anzurufen und das abzuklären.

00:19:08: Better safe than sorry und dann lieber einmal zu viel anrufen als einmal zu wenig.

00:19:14: Was mich jetzt noch interessiert ist, kann so ein Taucher direkt nach Hause nach so einer Druckkammertherapie oder wie läuft das ab?

00:19:22: Das hängt auch wieder von Symptomatik ab.

00:19:24: Also bei leichten Beschwerden kann der das ambulant machen.

00:19:29: Dann kommt dann die Kammer und von der Kammer, wenn das Hotel in der Nähe ist, kann im Hotel schlafen.

00:19:35: Ansonsten haben die Kammern immer Kliniken angeschlossen, dann ist aber nur in der Klinik zur Beobachtung oder zur Kontrolle.

00:19:43: Wenn es eine schwere Decompressionserkrankung ist, muss es sowieso in der Klinik bleiben.

00:19:48: Es ist aber meist so, dass innerhalb weniger Tage das so weit gebessert ist, dass der dann nach Hause fliegen darf.

00:19:55: Es kann aber sein, dass er zu Hause noch Nachfolgebehandlungen benötigt, die wären aber dann alle ambulant.

00:20:01: Das heißt, da muss er dann hinfahren ein paar Tage pro Woche, weiß ich nicht, vielleicht dreimal pro Woche, zweimal pro Woche, bis das besser wird.

00:20:09: Grundsätzlich macht man Druckkammerbehandlungen so lange, bis keine weitere Besserung mehr eintritt.

00:20:13: Und dann kann man abbrechen.

00:20:14: Egal, ob der jetzt vollständig gesund ist oder nicht, wenn sich das nicht bessert, dann beendet man das.

00:20:21: Und Grund ist auch der, dass die Die Kammer, obwohl Sauerstoff ist oder viele glauben, Sauerstoff ist ja gesunden, nein, Sauerstoff ist giftig in einer hohen Dosierung und das wäre auch schlecht für den Patienten.

00:20:33: Also man muss ja abbegen, macht jetzt die Kammer Sinn oder macht sie keinen Sinn mehr mit den Beschwerden, die er hat.

00:20:40: Okay, darf eigentlich jeder in die Kammer oder gibt es da Kontrendikation?

00:20:44: Grundsätzlich gibt es nur eine wirkliche Kontrendikation, eine absolute, nennen wir das, wo man nicht hinein darf und das wäre eine Lungenverletzung, so wie ein neuer Motorrax.

00:20:54: Also was zu einem Riss in der Lunge kommt, auch mit einem Zusammenfall der Lunge, oder wenn der eine Brustkörpverletzung hat, wo es auch eben so eine Lungenverletzung.

00:21:04: kommt.

00:21:04: Mit dem darf er gar nicht eingeschleust werden.

00:21:07: Das bedeutet, dass ist das, was wir auch wirklich ausschließen müssen.

00:21:10: Wir müssen sicher gehen, dass die Lunge komplett belüftet ist, dass die auch diesen Druckunterschied aushält und dann darf er in die Kammer.

00:21:19: Es gibt dann auch ein paar relative Kontraindikationen, aber das ist eher unproblematisch.

00:21:24: Also wenn jemand schwer Druckausgleich machen kann, dann kann man ihn zum Beispiel ein kleines Röhrchen ins Trommel verlegen, dann muss er keinen Druckausgleich machen, dann passiert das von alleine.

00:21:36: Was macht ihr aber, wenn ihr zum Beispiel einen Fall habt und derjenige eine Lungenverletzung hat?

00:21:40: Das ist dann schlecht für den Patienten.

00:21:46: Grundsätzlich ist es so, wenn das eine Druckkammer ist, der eine Intensivstation angeschlossen hat.

00:21:53: Also zum Beispiel auch Patienten, die reanimationspflichtig sind, werden nicht eingeschleust.

00:21:59: Die vitale Bedrohung ist größer als das Problem durch den Druckunterschied.

00:22:06: Das geht dann leider auch nicht und im schlimmsten Fall versterben diese Patienten.

00:22:13: Denn aber eine Intensivstation dabei ist und die Kammer darauf ausgelegt ist, einen Intensivpatienten aufzunehmen.

00:22:20: Das heißt, die hat dann auch den entsprechenden Gerät in der Kammer und da kann man auch nicht dann einfach einen Defibrillator reinnehmen.

00:22:28: die man sonst draußen verwendet.

00:22:29: Das bedeutet, alle Geräte müssen druckfest sein und das sind Spezialgeräte.

00:22:33: Ich brauche auch den Platz da drinnen, dass ich den Patienten dementsprechend behandeln kann.

00:22:37: Dann kann man den schon einschleusen.

00:22:40: Aber ja, das haben ein paar Unikliniken in Deutschland können das.

00:22:46: Aber auf den Philippinen oder am Roten Meer brauche ich nicht erwarten, dass ich so eingeschleust werde.

00:22:53: Also das wird dann nicht passieren.

00:22:55: Aber Gott sei Dank ist das das seltenste Fall.

00:22:57: Okay, sehr spannend.

00:22:58: Möchtest du zum Ende der Folgehin unseren Zuhörer noch was mitgeben?

00:23:02: Ja, was ich mitgeben möchte.

00:23:03: Also die Tauchtauglichkeitsuntersuchung ist sehr wichtig.

00:23:09: Man sollte sie regelmäßig durchführen lassen von einem geschulten Taucherarzt.

00:23:15: Der Taucharzt ist nicht dazu darin, das Tauchen zu verbieten, sondern je mehr ein Arzt übers Tauchen weiß, umso eher wird er das Tauchen ermöglichen.

00:23:26: Der Hausarzt, wenn er keine Taucharzt-Ausbildung hat, muss es Legiatis verbieten.

00:23:32: Oder er erlaubt was und das Risiko ist da, dass was passiert.

00:23:36: Der Taucharzt wird immer schauen, dass er den Tauch an das Tauchen ermöglicht, soweit es wirklich geht.

00:23:44: Und das Zweite, was ich mitgeben möchte, ich habe es schon angedeutet, bitte nicht den Computern zu hundert Prozent vertrauen, immer noch gesunden Menschenverstand verwenden.

00:23:55: Und wenn Symptome auftreten, die dann sofort ernst nehmen, das wäre wichtig.

00:24:03: Okay, sehr schön.

00:24:04: Ihr habt es gehört, am besten das genauso tun und falls doch mal irgendetwas sein sollte.

00:24:10: dann natürlich sehr gerne bei der Medical Heartland anrufen.

00:24:15: Und wir haben es ja auch hier schon öfters erzählt und wir hatten ja auch schon ganz viele Aquamid-Gäste hier.

00:24:20: Wir verlinken wie immer natürlich alle Informationen hier in den Show Notes und falls du das Ganze gerade auf YouTube Streams natürlich auch hier in der Infobox, dann landest du direkt auf der Webseite, kannst dir auch gerne alles mal durchlesen und lieber einmal mehr angerufen, als es danach bereut zu haben.

00:24:36: In dem Sinne lieber Dr.

00:24:38: Holger, Dankeschön für deine Zeit, danke für den ganzen Input und ich habe mich sehr gefreut, dass du heute hier zu Gast warst und vielleicht kommst du ja mal noch irgendwann in den Tauchtalk.

00:24:48: Sehr gerne, danke, ich habe mich auch gefreut.

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